Bergtour zum "Becherhaus" auf 3195 m Höhe ...
Unseren Sommerurlaub verbrachten wir vom
21. Juli - 4. August 2007 in Südtirol im Ridnauntal in einer Ferienwohnung auf dem "Joglerhof" in einer Höhe von 1560 m.
Schon zu Hause in Dresden hatten wir uns diese ansprechende Tour zum "Becherhaus" herausgesucht. Im Urlaub galt es dann nur noch, die entsprechende Wetterlage abzuwarten um die Tour machen zu können. In der zweiten Urlaubswoche war es dann soweit, die Wetterlage war stabil und so meldeten wir uns für den 31. Juli 2007 im Becherhaus telefonisch beim Hüttenwirt an. Es wird empfohlen, sich anzumelden, damit der Hüttenwirt weiß, wieviele Leute aufsteigen, weil er nur für 100 Personen Übernachtungsmöglich-keiten auf der Hütte hat.
Heute nun ist der große Tag, der 31. Juli 2007 und wir wollen zum Becherhaus!
Mit dem Auto fahren wir bis zum Bergbaumuseum in Maiern (1) und stellen es dort auf dem Parkplatz ab. Es befindet sich auf einer Höhe von ca. 1990 m.
Punkt 9.00 Uhr beginnen wir unsere Tour.
Ziemlich am Anfang laufen wir durch die Burkards-
klamm (2). Erst im Jahre 2005 wurde eine neuerliche Erschließung des beeindruckenden Naturschauspiels durch den Tourismusverein Ratschings in die Wege geleitet. Als wir die Burkardsklamm hinter uns gelassen haben, können wir in der Ferne schon die Teplitzer Hütte auf 2586 m (3) sehen. Das Wetter ist prima und wir kommen gut voran. Der Weg ist hier noch ein ganz normaler Wanderpfad entlang des Gebirgsbaches. Natürlich merkt man die ständige Steigung. Hier sind auch noch einige Wanderer unter-
wegs, die zur Grohmannhütte wollen. Unser erster Anlaufpunkt heute ist auch die Grohmannhütte. Der Weg bis dorthin zieht sich.
Nach knapp zwei Stunden erreichen wir unser 1. Etappenziel, die Grohmannhütte auf 2254 m Höhe (4). Hier machen wir nur kurz Halt, essen jeder einen Power-Riegel, trinken etwas und dann geht es schon weiter, denn der Weg ist noch weit. Wir haben nun die Grohmannhütte schon ein ganzes Stück hinter uns gelassen und der Weg wir zunehmend steiler und steiniger. Nach einigen Kilometern bei strahlend blauem Himmel sehen wir jetzt schon ein kleines Stück des Übeltalferner-Gletschers (5) auf der linken Seite unseres Weges. Von hier an wird der Weg ziemlich steil. Die letzten Meter zur Teplitzer Hütte auf 2586 m Höhe (6) haben es dann doch ganz schön in sich. Ich motiviere mich jetzt damit, dass ich oben erst mal leckere Käseknödel zum Mittag essen werde. Gegen 13.00 Uhr kommen wir an der Hütte an. Hier zeigt sich nun ein wundervoller Blick auf den oberen Teil des Übeltalferner-Gletschers (7). Ein paar einzelne Wanderer sind uns bis hierher gefolgt. Sie werden hier nun verweilen und dann wieder absteigen. Wir nutzen hier die Möglichkeit, um uns mit einem guten Mittag-
essen für den letzten langen Aufstieg zum Becherhaus zu stärken. Die Stärkung können wir auf jeden Fall gut gebrauchen, denn ab jetzt kommt der schwierigste Teil der Tour. Es sind noch 700 Höhenmeter, die wir bis zum Becherhaus aufsteigen müssen. Gegen 13.45 Uhr brechen wir auf. Wir gehen allein in Richtung Becherhaus. Der Weg führt uns jetzt fast nur noch an den, in den Felsen befestigtenStahlseilen (8)entlang, über Steine und Geröll. Hier muss man schon tritt-
sicher und nicht schwindelig sein. Die Gletscherzunge kommt immer näher. Nach einigen Höhenmetern sehen wir die ganze Pracht des Übeltalferner-Gletschers und des Übeltalferner-Sees (9).
Von hier an geht es nur noch über große Stein- und Geröllfelder (10). Jeder Schritt muss hier wohl überlegt sein. Die Wegmarkierungen sind auf dem Geröll oft sehr schwer zu erkennen und man muss sehr genau schauen, dass man nicht vom gekennzeichenten Weg abkommt. Dann auf einmal sehen wir unseren Berg mit dem Becherhaus oben drauf (11) vor uns! Das Ziel vor Augen geht unser Weg nun weiter. Bevor wir aber hoch zum Becherhaus aufsteigen können, mussten wir erst mal wieder runter um die Gletscherzunge (12) zu überqueren. Hier unten am Gletscher angekommen, wurde es gleich merklich kühler und ohne Sonnenbrille ging garnichts mehr. Jeder Schritt, den man machte, musste erst mal mit dem Stock vorgeprüft werden, ob sich nicht eine Gletscherspalte darunter befand. Das war recht mühsam, aber die Sicherheit ist wichtig. Teilweise war es auch sehr rutschig auf dem Gletscher. Nachdem wir den Gletscher gut überquert hatten, folgte nun der mühsamste Teil des Aufstieges.
Wir packten jetzt unsere Stöcke in den Rucksack und brauchten von hier ab Hände und Füße am Berg. Meine Beine wollten eigentlich nicht mehr richtig mitmachen, aber es half nichts, es ging immer weiter bergauf. Teilweise waren die Steinfelder so hoch, dass ich diese nur unter großen Anstrengungen und mit viel Armeinsatz erklimmen konnte. Ich dachte der Aufstig nimmt gar kein Ende mehr. Motivation hier - wir sind bald oben, wir haben es bald geschafft !!! Die letzten Meter waren echt ätzend.
Aber dann, Alexander rief schon von oben "wir haben's geschafft" (13), war ich die letzten Meter wie beflügelt.
Gegen 17.30 Uhr sind wir nach 8 Stunden Aufstieg am Becherhaus auf 3195 m Höhe (14) angekommen. Es herrschte eine Temperatur von 9 ° C.
Wir gingen nun erst mal ins Becherhaus rein, um uns beim Hüttenwirt zu melden, dass wir angekommen sind. Er zeigte uns nun unser Nachtlager, was sich im Botzerlager (15) befand. Danach bereiten wir unsere Schlafstätte gleich vor, das heißt wir holten die Schlafsäcke, Taschenlampen, Waschzeug usw. aus unseren Rucksäcken. Nachdem wir uns etwas frisch gemacht hatten, genossen wir draußen noch eine ganze Weile die herrlichen Bergblicke (16). Zum Abendbrot um 19.00 Uhr gab es für alle ein 3-Gänge-Menü.
Den Rest des Abends wurde in der Hütte (17) viel Wein getrunken und es ging allgemein recht lustig zu. Ab 21.00 Uhr zogen sich die ersten langsam zurück, denn 22.00 Uhr war Nachtruhe angesagt und demzufolge ging dann auch das Licht aus. Nach einer recht unruhigen und kalten Nacht standen wir 5.30 Uhr auf, um draußen den Sonnenaufgang zu beobachten.
Es war ziemlich kalt, aber wunderschön. Ich habe noch nie so einen wunderschönen Sonnenaufgang (18) über den Wolken gesehen und konnte mich kaum satt sehen daran. Als das Spektakel vorbei war, gingen wir gegen 6.00 Uhr in die gute Stube um zu frühstücken. Danach packten wir unsere sieben Sachen und machten uns für den Abstieg fertig. Nun hörten wir den Helikopter kommen und mussten uns erst mal noch die Belieferung der Hütte mit dem in der Luft stehenden Helikopter (19) anschauen. Das war auch ein Erlebnis. Die Hütte wird ausschließlich mit dem Heli beliefert, inclusive Wasserfässer, sowie den Abtransport des Leergutes und des Mülls. Da der Helikopter die ganze Zeit in der Luft blieb, musste jeder Handgriff sitzen. Der Hüttenwirt verständigte sich per Sprechfunk mit dem Piloten. Wir standen draußen und mussten uns gut festhalten, damit es uns nicht wegweht.
Gegen 8.00 Uhr machten wir uns dann an den beschwerlichen Abstieg (20). Unsere Ferienwohnung erreichten wir gegen 16.30 Uhr und wollten eigentlich nur noch duschen, die Beine hochlegen und die Sonne genießen.
Diese Tour war zwar sehr anstrengend, aber auch ein wunderbares Erlebnis bei phantastischem Bergwetter.
Diesen Tourenbericht
schrieb Kerstin ...
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